Therapie der Colitis ulcerosa: Operation nur bei schweren Fällen
Colitis ulcerosa ist meist gut behandelbar: Verschiedene Medikamente helfen, Beschwerden wie Bauchschmerzen und Durchfälle zu lindern. Wenn nötig, stellen wir Ihre Lebensqualität mit einer Operation wieder her.
Inhalt
Therapie der Colitis ulcerosa: Das Wichtigste in Kürze
Colitis ulcerosa wird zunächst mit Medikamenten behandelt, die über einen längeren Zeitraum eingenommen oder in Form von Einläufen angewandt werden.
Nur wenn der Erfolg ausbleibt oder schwere Komplikationen auftreten, ist eine Operation erforderlich. Das ist früher oder später bei jedem dritten Patienten der Fall.
Heilbar ist Colitis ulcerosa nicht, aber durch die Behandlung kommt die Erkrankung häufig für längere Zeit zur Ruhe. Dank der Therapie verkürzt sich die Lebenserwartung meist nicht.
Was ist Colitis ulcerosa?
Colitis ulcerosa gehört zum Formenkreis der schubweise verlaufenden, chronischen Entzündungen des Darms: Beschwerdefreie Phasen folgen nach entzündlichen Phasen und umgekehrt. Häufige und typische Beschwerden sind Durchfall und Bauchschmerzen, ähnlich wie bei Morbus Crohn.
Bei der dieser Form der Colitis ist ausschließlich die Schleimhaut der Darmwand entzündet. Die Entzündung betrifft einen zusammenhängenden Abschnitt des Dickdarms. Hier können sich Geschwüre (Ulzera, daher auch die Bezeichnung der Krankheit: Colitis ulcerosa) bilden.
Therapie mit Medikamenten bei akutem Colitis-ulcerosa-Schub
Die Behandlung der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen hängt davon ab, wie häufig Entzündungsschübe auftreten, wie ausgeprägt sie sind und wie stark die Beschwerden sind. Meist reichen Medikamente aus, um die Krankheit einzudämmen. Infrage kommen verschiedene Wirkstoffe, die je nach Schwere der Symptome und je nach betroffenem Darmabschnitt verschrieben werden.
Behandlung leichter bis mäßiger Colitis-ulcerosa-Symptome
Leichte bis mäßige Enddarmentzündungen sollen laut Leitlinie zunächst mit Mesalazin behandelt werden, auch „5-Aminosalicylsäure“ genannt. Dieser Wirkstoff wird vor allem im Frühstadium eingesetzt und gilt als sehr gut verträglich. Mehr zur Einnahme erfahren Sie hier.
Das Medikament wird meist in Form von Einläufen oder Schäumen verabreicht. Bei stärkerer Ausbreitung der Krankheit kann Mesalazin auch oral eingenommen werden. In diesem Fall können die Nebenwirkungen aber auch den ganzen Körper betreffen.
Das Ziel ist, dass die Erkrankung schnell nachlässt und die Symptome möglichst lange ruhen. Dafür müssen Patienten die medikamentöse Therapie in den ersten zwei Jahren nach dem Schub regelmäßig fortführen. Häufig kommen die Symptome früher oder später allerdings wieder.
Colitis-ulcerosa-Therapie: Wenn der akute Schub nicht weggeht
Bleibt der Erfolg der Behandlung mehrere Wochen aus, können Kortikoide zum Einsatz kommen. Sie werden bei einem schweren Schub als Erstes verabreicht, manchmal in Kombination mit Mesalazin. Bei sehr starken Symptomen muss der Patient ins Krankenhaus und erhält Kortikoide als Infusion.
Wenn übliche Medikamente nicht ausreichen oder die Nebenwirkungen zu stark sind, kann die Antikörpertherapie eine Alternative gegen Colitis ulcerosa sein. Die sogenannten TNF-alpha-Antagonisten dämpfen das Immunsystem. Hilft die medikamentöse Therapie gar nicht mehr, Blutungen zu stoppen und Beschwerden zu lindern, kommt eine Operation in Betracht.
Wann ist eine Operation bei Colitis ulcerosa notwendig?
Bei schweren Verläufen und Komplikationen kann eine operative Therapie notwendig sein, um die Lebensqualität trotz Colitis zu verbessern.
Auch persönliche Präferenzen spielen eine Rolle.
Bleibt der erhoffte Erfolg der medikamentösen Therapie aus, sollte die Operation möglichst schnell stattfinden, da sonst das Risiko für schwere Komplikationen zunimmt.
Die Standardtherapie ist eine sogenannte Proktokolektomie mit ileoanaler Pouchanlage. Das bedeutet: Alle befallenen Areale des Dickdarms (Colon) und des Mastdarms (Rektum) werden entfernt. Beim ileonanalen Pouch wird der Dünndarm erweitert, damit sich dort Stuhl ansammeln kann. So bleibt die Stuhlkontinenz erhalten.
Die Folge: Die Patienten haben fünf- bis sechsmal pro Tag Stuhlgang und die Kontinenz bleibt zu 90 Prozent erhalten. Die Symptome der Colitis ulcerosa sind nach der Operation in der Regel verschwunden!
Wie läuft die Operation der Colitis ulcerosa ab?
FAQ rund um die Colitis-ulcerosa-Therapie
Wie häufig ist die Colitis ulcerosa?
In Deutschland sind etwa 170.000 Patienten an Colitis ulcerosa erkrankt. Wenn diese Form der Colitis zum ersten Mal auftritt, sind die meisten Patienten zwischen 20 und 34 Jahre alt. Die Krankheit kommt auch bei Kindern und Jugendlichen vor.
Was ist die Ursache?
Die genaue Ursache ist noch nicht geklärt. Eine Autoimmunerkrankung gilt als die wahrscheinlichste Ursache. Seelische Belastungen können den Verlauf beeinflussen. Eine wichtige Rolle für die Auslösung der Entzündung spielen Infektionen, die Ernährung und ein gestörtes Immunsystem.
Welche Beschwerden treten auf?
Die Patienten leiden unter Bauchschmerzen und Durchfällen, die manchmal blutig-schleimig sind. Auch Fieber, Erbrechen und krampfartige Schmerzen kommen häufiger vor. Bei Kindern und Jugendlichen kann die Erkrankung zu Wachstumsstörungen führen.
Komplikationen sind massive Blutungen, Gewichtsverlust und eine Erweiterung des Dickdarms mit der Gefahr eines Darmdurchbruchs. Außerdem besteht nach mehreren Jahren ein deutlich erhöhtes Krebsrisiko.
Wie wird Colitis ulcerosa diagnostiziert?
Bei Verdacht erfolgt eine ausführliche Anamnese und Untersuchung. Durch die Laboruntersuchung des Blutes kann die Stärke der Entzündung abgeschätzt und eine Blutarmut infolge von Blutungen festgestellt werden. Stuhlproben werden auf Bakterien und Blutungen untersucht.
Mit einer Ultraschalluntersuchung können entzündete Darmabschnitte identifiziert werden, da die Darmwand bei einer Entzündung dicker als gewöhnlich ist.
Entscheidend für den Nachweis der chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen ist die Darmspiegelung (Koloskopie), bei der der gesamte Dickdarm und der untere Teil des Dünndarms untersucht werden. Dabei werden mit einer speziellen Greifzange Gewebeproben entnommen, die dann feingeweblich untersucht werden.
Gibt es neue Therapien und Medikamente gegen Colitis ulcerosa?
Aufgrund des großen Bedarfs bemühen sich einige Forschergruppen um neue Medikamente gegen chronisch-entzündliche Darmerkrankungen. So finanziert etwa das Bundesministerium für Bildung und Forschung einen Exzellenzcluster, der daran arbeitet, ein neues Medikament zu entwickeln. Der Wirkstoff Olamkicept hat bereits in einer größeren klinischen Studie vielversprechend abgeschnitten und damit ein wichtiges Etappenziel hin zur Marktreife erreicht. Weiter ist bereits der Wirkstoff Ozanimod, der seit November 2021 gegen mittelschwere bis schwere Colitis ulcerosa zugelassen ist.
Ist Colitis ulcerosa heilbar?
Die chronische Darmkrankheit ist meist nicht heilbar, aber eine Behandlung kann die Lebensqualität deutlich verbessern. Bei manchen Patienten sorgen die Medikamente auch dafür, die Erkrankung zur Ruhe zu bringen. Das bedeutet, dass längere Zeit keine Symptome mehr auftreten. Es kann jedoch immer sein, dass die Krankheit wiederkommt. Reichen Medikamente nicht aus, kommt eine OP in Frage. Ist nur ein begrenzter Darmabschnitt betroffen und wird er vollständig entfernt, ist die Erkrankung danach womöglich kein Thema mehr. Aber auch hier können Rezidive entstehen. Die Chance ist allerdings gut, die Darmerkrankung durch die OP über einen längeren Zeitraum zu kontrollieren.
Was passiert, wenn man Colitis ulcerosa nicht behandelt?
Bei Kindern können Wachstumsstörungen auftreten, wenn die chronisch-entzündliche Darmerkrankung unbehandelt bleibt. Bei Erwachsenen kann es zu Komplikationen wie Gewichtsverlust, starke Blutungen oder Darmdurchbrüche kommen.
Wie lange lebt man mit Colitis ulcerosa?
Die Wahrscheinlichkeit, an einer Colitis ulcerosa zu sterben, ist bei unbehandelten Patienten deutlich höher als bei Patienten, die eine Therapie in Anspruch nehmen. Denn ohne Behandlung treten häufiger Komplikationen auf, die wiederum in 30 Prozent der Fälle letztlich zum Tod führen.
Wird die Erkrankung behandelt, ist die Prognose meist gut. Viele Patienten haben dann eine normale Lebenserwartung. Wichtig ist dennoch, regelmäßig zur Darmkrebsvorsorge zu kommen.
Colitis-ulcerosa-Therapie im Süden Deutschlands
Die Operation chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen zählt zu den anspruchsvollsten Eingriffen der Bauchchirurgie. Hier ist es also besonders wichtig, sich erfahrenen Viszeralchirurgen anzuvertrauen. Wir sind gerne für Sie da!